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Deutscher Volkshochschul-Verband

Lesen, Schreiben, Rechnen für künftige Fachkräfte

"KLAR+"-Projekt stärkt Grundkompetenzen bei Auszubildenden und Beschäftigten im Saarland

Wenn Anne Marie Huber eine neue Gruppe von Berufsschüler*innen übernimmt, beginnt sie mit grundlegenden Dingen: „Wie schaffe ich es, pünktlich zum Unterricht zu erscheinen? Wie führe ich einen Ordner?“ Struktur und Organisation seien unverzichtbar, erklärt die Mitarbeiterin des saarländischen vhs-Landesverbandes, die über jahrelange Erfahrung als Dozentin verfügt.

Bei vielen jungen Leuten ist einige Zeit zwischen der Beendigung der Regelschule und dem Eintritt in Ausbildung und Berufsschule vergangen. Manche müssen erst einmal wieder lernen, sich in festen Strukturen zu orientieren. Huber ist offen für die Probleme, die damit einhergehen, sie berät und unterstützt. Im nächsten Schritt geht sie dann ihre Hauptaufgabe an: Lese-, Schreib- und Rechenkenntnisse verbessern, damit die Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Anforderungen in der Berufsschule und am Ausbildungsplatz bewältigen können. 

Chance auch für Schulabbrecher*innen

Seit neun Jahren organisiert der Verband der Volkshochschulen im Saarland im ESF-Projekt „KLAR+“ Angebote für Beschäftigte in saarländischen Betrieben und Stützunterricht für Auszubildende, die an ihren Grundkompetenzen arbeiten müssen. Viele Auszubildende brauchen bessere Lesekenntnisse und müssen sprachliche Präzision erlernen, die in der fachlichen Kommunikation unentbehrlich ist. „Dazu gehört zum Beispiel der Gebrauch fachspezifischer Verben“, erklärt Anne Marie Huber, „Viele sagen immer nur ‚ich mache‘, was zu Missverständnissen am Arbeitsplatz führen kann.“ Etliche Auszubildende können nicht gut rechnen: Sie müssen ihre Kenntnisse in den Grundrechenarten festigen, um fachspezifische Mathematik in Schule und Beruf anwenden zu können. Bei all dem brauchen keinesfalls nur Auszubildende mit Zuwanderungshintergrund Unterstützung, sondern auch Deutsch-Erstsprachler*innen.

Der vhs-Landesverband Saarland schätzt die Zahl der deutschsprachigen Beschäftigten im Land, die Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben, auf über 46.000. Entsprechende Unterstützung in beruflichen Schulen kann mittelfristig dazu beitragen, dass diese Zahl sinkt.

Besondere Schwierigkeiten in der Ausbildung und der Berufsschule hätten naturgemäß Personen, die die Regelschule ohne Abschluss verlassen hätten, beobachtet Anne Marie Huber. Der Anteil der jungen Menschen, die die Schule abbrechen, liegt im Saarland etwas höher als im Bundesdurchschnitt. Anne Marie Huber fördert Auszubildende ohne Regelschulabschluss aus Überzeugung: Menschen eine zweite Chance zu geben, sei eine Grundidee der vhs. 

Das Projekt KLAR+ wird durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit des Saarlandes, den Europäischen Sozialfonds und das Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes gefördert.

Engagement bei Lernenden und Lehrenden

Viele der Kursteilnehmenden, die Huber und ihre Kolleg*innen in Berufsschulen in Saarbrücken, Dillingen, Neunkirchen, Völklingen und anderen Städten unterstützen, machen Ausbildungen in Handwerksberufen, für die händeringend Nachwuchs gesucht wird: Dachdecker*innen, Elektriker*innen, Fliesenleger*innen. Auch viele angehende Pflegekräfte nehmen zusätzlich zu Ausbildung und Berufsschulunterricht freiwillig an den "KLAR+"-Kursen teil. Dafür kommen die Dozent*innen ihnen bei der Terminplanung entgegen und unterrichten auch zu unbequemen Zeiten. Unter ihnen sind Lehramtsstudierende ebenso wie pensionierte Lehrer*innen, die ihrer Region verbunden sind. Sie alle wollen dabei helfen, dass sich junge Menschen aus dem Saarland eine Existenz aufbauen können. Und sie wollen dazu beitragen, dass die zunehmende Beschäftigung von Azubis aus dem Ausland für diese selbst wie auch für ihre Arbeitgeber*innen zur Erfolgsgeschichte wird.


#zukunftsort_vhs – Volkshochschule als Ort der Demokratie

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  • Deutscher Volkshochschul-Verband e. V.